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Das Ziel ist, den Kakaobauern Zugang zu einer bezahlbaren professionellen Gesundheitsversorgung zu ermöglichen

Felchlin startete kürzlich das Projekt «Salama Mateza» in Madagaskar. Ein Projekt, welches 860 Bauern und Bäuerinnen und ihre Familien einen Zugang zu einer Krankenversicherung ermöglicht.

Moritz Runge, Leiter Einkauf und Finanzen, wurde vom Geschäftsführer der Kakaoplattform, Christian Robin, interviewt.

Wie ist das Projekt «Salama Mateza» innerhalb von Felchlin entstanden? Wie seid ihr auf das Thema der Gesundheitsversorgung gestossen?

Wir arbeiten seit langer Zeit mit unserem Partner in Sambirano, Madagaskar zusammen. Die Kleinbauern, die unseren Kakao herstellen, haben wie fast alle Kleinbauern in Madagaskar, keinen Zugang zu einer Krankenversicherung. In diesem Fall haben wir zufällig von der Organisation mTomady gehört die ein System entwickelt hat, mit welchem man der ländlichen Bevölkerung in Madagaskar Zugang zu einer Krankenversicherung über das Mobiltelefon ermöglichen kann. Wenn unser Partner und wir gemeinsam eine Möglichkeit sehen, wie wir vor Ort durch ein gutes Projekt unsere Bauern nachhaltig unterstützen können, dann machen wir das. So war es auch in diesem Fall. Unsere Kunden waren ebenfalls überzeugt. Ohne unsere Kunden, die das Projekt mit unterstützen, wäre die Umsetzung in diesem Ausmass nicht möglich. Es geht jedoch nicht um reine Wohltätigkeit. Die Krankenversicherung ist letztendlich günstiger als die Ad-Hoc «out of pocket» -Gesundheitskosten für Arzneimittel und Behandlung, denen die Bauern im Krankheitsfall ausgesetzt sind. Längerfristig soll sich das System also eigenständig finanzieren ohne Hilfe von aussen.

Das Projekt wurde soeben gestartet. Was sind die unmittelbaren Herausforderungen im Projekt?

Es ist ein Pionierprojekt und wie bei allem was neu und innovativ ist gibt es viele unterschiedliche Herausforderungen: Da ist das Verständnis des Konzepts Krankenversicherung an sich, welches für uns eine Selbstverständlichkeit ist, dort jedoch für die meisten Menschen nie existiert hat. Der Schritt von einem Heiler im Dorf, den die Leute kennen, der jedoch nicht alle medizinischen Bedürfnisse erfüllen kann, zu einem Gesundheitszentrum zu gehen das man noch nicht kennt und das eventuell nicht im selben Dorf liegt ist ein grosser. Weitere Herausforderungen sind die Einbindung der Mitarbeiter der Umsetzungspartner (Versicherung, Apotheken, Gesundheitszentren) in die Prozesse damit das System reibungslos funktionieren kann und der Empfang des Mobilfunknetzes. Die ersten Versicherungsfälle sind jedoch bereits eingetroffen und die Behandlung und die Erfassung hat funktioniert.

Salama Mateza profitiert von den Fortschritten der Digitalisierung? Wie wichtig ist die verwendet mobile Technologie für den Erfolg des Projekts?

Die mobile Technologie ermöglicht Transparenz und somit Vertrauen. Die Bauern haben zum Teil keinen Identitätsausweis, aber sie können über ihre Mobilfunknummer identifiziert werden. Die Geldflüsse und Behandlungsleistungen können digital erfasst und nachvollzogen werden und ermöglichen so, den Fortschritt nachzuvollziehen und das nötige Vertrauen für uns und unsere Kunden in dieses Projekt zu investieren. Ausserdem ermöglicht die digitale Technologie eine einfachere Skalierung des Projekts.

Wie erachtest du die Chancen der Skalierung des Projekts innerhalb eurer Kakaolieferkette, die ja sehr viele Ursprungsländer umfasst?

Wir beziehen unseren Kakao von Kleinbauern-Kooperativen und familiengeführten kleinen Organisationen. Diese stehen in den meisten Kakao-Anbauländern vor ähnlichen Herausforderungen. Wenn das Projekt in Madagaskar sich weiterhin erfolgreich entwickelt und unsere Kunden und Partner vor Ort mitmachen, dann würden wir uns freuen dieses Projekt auch in anderen Ursprungsländern umzusetzen. Ein Prinzip von uns ist jedoch, dass wir immer auf Augenhöhe mit unseren Partnern und den Bauern vor Ort arbeiten. Das bedeutet wir zwingen Niemanden im Ursprung ein Projekt auf, nur weil uns die Idee hier in der Schweiz gefällt. Es muss eine geteilte Vision sein.

Inwiefern können andere Mitglieder der Kakaoplattform von den Erfahrungen des Projekts profitieren? Inwiefern lässt sich dieses Modell «kopieren»?

Überall wo die Kleinbauern heute keinen Zugang zu einer Krankenversicherung haben, und das ist in mehreren Kakaoanbauländern leider der Fall, gibt es Potential für solch ein Projekt. Als mittelständiges Unternehmen sind wir sehr flexibel und pragmatisch und können bei dieser Art Projekt eine Pionierrolle wahrnehmen. Wenn das Modell bei uns funktioniert, ist der Beweis erbracht, dass dieses System funktionieren kann. Wir würden uns dann natürlich freuen, wenn andere Unternehmen sich ebenfalls in diese Richtung engagieren.

Lesen Sie mehr Infos zum Projekt Salama Mateza auf der Webseite von Felchlin.

Bilder: Salama Mateza, Max Felchlin AG