Detail

Dörfliche Kakao-Kompetenzzentren

Mit diesem Projekt in der Elfenbeinküste haben CABOZ und seine Partner zwei dörfliche Kompetenzzentren aufgebaut. Die Zentren dienen nun zur Fermentation und Trocknung von Kakao, produzieren und vertreiben hochwertige Kakao- und Schattenbaumsetzlinge, bieten Schulungen und Beratungsdienste an, ermöglichen den Zugang zu Sparmodellen und verkaufen landwirtschaftliche Ausrüstung und Betriebsmittel.

Um was es ging

In der Elfenbeinküste, dem Herzstück der weltweiten Kakaoproduktion, fermentieren und trocknen die Bäuerinnen und Bauern ihren Kakao in der Regel selbst, bevor sie ihn verkaufen. Die Qualität ist sehr unterschiedlich und die Preise sind niedrig. Darüber hinaus wird der Kakao in der Regel in Monokulturen angebaut und ist überaltert, während Agroforstwirtschaft und die Verwendung von Schattenbäumen selten sind. Ziel des Projekts war es, diesbezüglich einen Wandel herbeizuführen, um das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern zu verbessern und die Qualität des Kakaos zu steigern.

Ort
Elfenbeinküste
Dauer
2019-2022
Anzahl Begünstigte
1461 bäuerliche Haushalte
Durchgeführt von
CABOZ
Projektpartner
SCOPACI, AGEC Humanis, ETH Zürich, CABOZ Action
Budget
Total: CHF 1’075’000, SECOs Beitrag: CHF 500'000

Was CABOZ und die Partner gemacht haben

CABOZ – ein Schweizer Unternehmen, das seine Kundschaft beim Aufbau direkter und nachhaltiger Kakaolieferketten unterstützt – und seine Partner haben in der Region Nawa zwei dörfliche Kompetenzzentren eingerichtet. Die Zentren bieten den Bäuerinnen und Bauern nun eine breite Palette von Dienstleistungen an, darunter:

  • Ankauf von Rohkakao bei Bäuerinnen und Bauern, Fermentierung und Trocknung nach einem standardisierten Verfahren in neu errichteten Anlagen, bevor der Kakao weiterverkauft wird
  • Schulung der Bäuerinnen und Bauern in guten landwirtschaftlichen Praktiken
  • Unterstützung von bäuerlichen Gemeinschaften bei der Erzeugung hochwertiger Kakaosetzlinge und Schattenbäume zur Verjüngung und Diversifizierung von Kakaoplantagen
  • Begleitung neu gegründeter Spargruppen sowie Unterstützung bei einkommensfördernden Massnahmen und Schulungen zu Finanzkompetenz
  • Verkauf von landwirtschaftlichen Geräten und Betriebsmitteln an Bäuerinnen und Bauern in neuen Geschäften, die den Kompetenzzentren angeschlossen sind

Was das Projekt erreicht hat

Während der dreijährigen Laufzeit des Projekts wurden folgende Ergebnisse erzielt:

  • 127 Tonnen Rohkakao von 305 Bäuerinnen und Bauern wurden in den Fermentations- und Trocknungsanlagen der beiden Kompetenzzentren verarbeitet.
  • 1'461 Bäuerinnen und Bauern wurden in der Verjüngung ihrer Farm, in Einkommensdiversifizierung, Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel und der Integration von Schattenbäumen in Kakaoplantagen geschult.
  • Die bäuerlichen Gemeinschaften produzierten 444'563 Kakaosetzlinge, die an 1'148 Bäuerinnen und Bauern verteilt wurden. Davon überlebten 98,6 % auf dem Feld und ermöglichten die Erneuerung von 333 ha überalterter Plantagen (0,29 ha pro Bäuerin und Bauer).
  • 26'784 Schattenbäume wurden gezogen, von denen 67 % auf dem Feld überlebten.
  • 744 Arbeitsplätze wurden geschaffen, die meisten davon für Tagelöhner.
  • Es wurden 17 Spargruppen mit 595 Teilnehmenden gegründet, davon 282 Frauen.
  • Neben den Fermentationsanlagen wurden zwei Warenhäuser gebaut, die mit 35 Tonnen Dünger ausgestattet sind.

Was nicht klappte oder ungeplante Ergebnisse hatte

Die Mengen, die während der dreijährigen Projektlaufzeit in den beiden Fermentationsanlagen verarbeitet wurden, blieben mit 42 % hinter den Erwartungen zurück. Ein Grund dafür war das weit verbreitete Misstrauen der Bäuerinnen und Bauern gegenüber dem Gewichtsverhältnis zwischen nassem und getrocknetem Kakao. Ein weiterer Grund war die Schwierigkeit für CABOZ, einen Kunden zu finden, der bereit ist, einen höheren Preis für die verbesserte Qualität des Kakaos zu zahlen. Daher zögerte CABOZ, mehr frischen Kakao von den Bäuerinnen und Bauern zu kaufen, aus Furcht vor finanziellen Verlusten auf einem Markt mit geringen Margen.

Auch die ursprünglich geplante Einrichtung von Handy-Sparkonten für die Zahlung von Prämien wurde wegen der geringen Akzeptanz und der hohen Kosten mobiler Zahlungssysteme in der Elfenbeinküste aufgegeben. Stattdessen wurden dörfliche Spargruppen und Kreditvereinigungen gegründet, die gut funktionieren und sehr beliebt sind.

Dies ist eines der beiden neuen Fermentationszentren in den Dörfern. Der Ankauf von Rohkakao bei Bäuerinnen und Bauern und die Fermentierung und Trocknung in solchen Zentren ist ein neuer Ansatz in der Elfenbeinküste.

Während des Projekts wurden 127 Tonnen frischer Kakao, der 305 Bäuerinnen und Bauern abgekauft wurde, in den beiden neuen Fermentationsanlagen verarbeitet.

Hier treffen sich leitende Bäuerinnen und Bauern zu einem Treffen in einem Fermentationszentrum.

Während des Projekts wurden 444'563 Kakaosetzlinge produziert und an 1'148 Bäuerinnen und Bauern verteilt.

Zwei Bauern vor einem drei Jahre alten Schattenbaum. Während des Projekts wurden 26'784 Schattenbäume produziert.

Durch das Projekt wurden 744 Arbeitsplätze geschaffen, von denen die meisten Tagelöhner sind. Hier warten Frauen auf die Arbeit in einer Saatanlage.

Eine weitere Komponente des Projekts waren Schulungen für Bäuerinnen und Bauern in guten landwirtschaftlichen Praktiken, wie hier.

Darüber hinaus wurden 17 Spargruppen gegründet, in Verbindung mit einkommensfördernden Massnahmen und Schulungen zu Finanzkompetenz.

Um die Kompetenzzentren wirtschaftlich nachhaltig und skalierbar zu machen, wurden Bemühungen zum Verkauf von Kakaosaft aus frischem Kakao unternommen.

"Wir sorgen für einen langfristigen Wissenstransfer und innovative Ideen, indem wir mit lokalem Personal arbeiten und die bäuerlichen Gemeinschaften direkt in das Projekt einbinden."

Daniel Stähli, CEO von CABOZ

Interview mit Daniel Stähli, dem CEO von CABOZ

Daniel Stähli, inwiefern waren die Ansätze des Projekts neu und innovativ?

Unser Ansatz war neu, da die zentralisierte Fermentierung in Dörfern in der Elfenbeinküste unüblich ist. Unsere Kompetenzzentren bieten den Bäuerinnen und Bauern nicht nur verschiedene Dienstleistungen an, sondern führen auch zu einer höheren Qualität des Kakaos. Durch die Einrichtung der Zentren ändert sich die Rolle von CABOZ als Beschaffungsunternehmen von der eines reinen Händlers mit einer losen Beziehung zu den Bäuerinnen und Bauern zu der eines Dienstleisters mit ständiger Präsenz vor Ort, in der Nähe der Wohn- und Arbeitsorte der Bäuerinnen und Bauern. Dies verbessert unsere Zusammenarbeit mit ihnen, zum Nutzen aller.

Was hat CABOZ durch das Projekt gelernt?

Für den Erfolg solcher Projekte ist es entscheidend, dass die Bäuerinnen und Bauern einen kurz- und langfristigen Nutzen sehen. Wir haben zum Beispiel überschätzt, wie wichtig die Zeitersparnis für die Bäuerinnen und Bauern durch die zentralisierte Fermentation ist. Einige fühlten sich sogar in ihrem Selbstverständnis als arbeitende Bäuerinnen und Bauern gestört. Der wichtigste Hebel ist der Preis, also müssen die Bäuerinnen und Bauern einen erheblichen finanziellen Vorteil durch die Teilnahme am Projekt haben. Das Gleiche gilt für unsere Kunden. Eine verbesserte Kakao-Qualität aus der Elfenbeinküste wird nicht besonders vergütet. Überzeugend sind viel eher Aspekte wie ein höheres Einkommen für Bäuerinnen und Bauern, keine Abholzung und die Vermeidung und Bekämpfung von Kinderarbeit.

Was empfehlen Sie anderen Akteuren, die ähnliche Projekte umsetzen?

Wir schlagen vor, in einfache Kommunikation und einen sorgfältigen Umgang mit der Gerüchteküche zu investieren. Dies ist der Schlüssel zur Überwindung von Misstrauen oder gar Abneigung von Menschen gegen die Teilnahme an einem Projekt.

Wie geht es nun weiter?

Trotz der geringeren verarbeiteten Mengen als geplant betreiben wir die Kompetenzzentren mit ihren verschiedenen Dienstleistungen weiter. Um es zu einem wirtschaftlich nachhaltigen und skalierbaren Modell zu machen, haben wir in die Planung von Produktionsanlagen zur Gewinnung von Kakaosaft aus frischem Kakao investiert. Unsere Berechnungen zeigen, dass wir mit den Einnahmen die Kosten für den fermentierten Kakao auf Marktpreisniveau halten können, während wir den Bäuerinnen und Bauern einen höheren Preis als Schritt in Richtung eines existenzsichernden Einkommens bieten können.

Darüber hinaus werden wir in einer neuen dreijährigen Projektphase, die von unserem Hauptkunden Bahlsen finanziert wird, einen ganzheitlicheren Ansatz für eine dynamische Agroforstwirtschaft verfolgen. Denn viele Bäuerinnen und Bauern sehen Schattenbäume nach wie vor als Konkurrenz zu Kakaobäumen und unterstützen keine Agroforstwirtschaft, bei der nicht von Anfang an ein wirtschaftlicher Nutzen erkennbar ist.

Wie wird sichergestellt, dass die Erfolge langfristig wirken?

Wir sorgen für einen langfristigen Wissenstransfer und innovative Ideen, indem wir mit lokalem Personal arbeiten und die bäuerlichen Gemeinschaften direkt in das Projekt einbinden. Ausserdem haben wir die Produktion von Baumsetzlingen von einer zentralen Setzlingsanlage auf kleinere gemeindebasierte Standorte verlagert, wodurch die Gemeinden noch stärker in das Projekt eingebunden werden. Da wir nur ¼ ha pro Betrieb verjüngen, sollen die Bäuerinnen und Bauern durch das Projekt motiviert werden, die Verjüngung und Diversifizierung des restlichen Betriebs auf eigene Faust fortzusetzen, basierend auf den durch das Projekt gewonnenen Erfahrungen.

Was die Kompetenzzentren anbelangt, so soll sich die zentralisierte Kakaofermentierung als wirtschaftlich nachhaltig erweisen, indem durch die Gewinnung von Kakaosaft aus frischem Kakao zusätzliche Erträge erzielt werden. Und nicht zuletzt funktionieren die Spargruppen und die Kleinstunternehmen nach drei Jahren weitgehend selbständig und benötigen nur wenig kontinuierliche Unterstützung.


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