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Faire und nachhaltige Schokolade durch vollständige Transparenz

Dieses Projekt ist Teil der Bemühungen von SCHÖKI, Schokolade aus Kakao zu produzieren, der Bäuerinnen und Bauern nachhaltig ein existenzsicherndes Einkommen ermöglicht. SCHÖKI ist überzeugt, dass Fairness und Nachhaltigkeit nur durch vollständige Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette möglich sind. Um dies zu erreichen, hat SCHÖKI die Entwicklung einer Open-Source-Software namens "SusChain" initiiert.

Um was es ging

Während sich die Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend der sozialen und ökologischen Nachteile der Schokoladenproduktion bewusst sind, bleibt für sie Transparenz entlang der Wertschöpfungsketten von Schokolade utopisch. Das Ziel dieses Projekts war daher die Entwicklung einer Open-Source-Software, die vollständige Transparenz entlang der Lieferketten bietet. Durch die leicht zugängliche, moderne Visualisierung ermöglicht die Software Unternehmen und anderen Akteuren, Verantwortung für ihre Kakao-Wertschöpfungskette zu übernehmen und unterstützt einen verantwortungsvollen Konsum. Sie hat daher das Potenzial, Armut und Entwaldung innerhalb des Kakaosektors und darüber hinaus entgegenzuwirken.

Ort
Ghana
Dauer
2020-2023
Durchgeführt von
SCHÖKI AG
Projektpartner
Max Felchlin AG, Chocolat Stella Bernrain
Weitere Partner
Gourmet Gardens, FiBL, Friedel Hütz-Adams
Budget
Total: CHF 500'000, SECOs Beitrag: CHF 250’000

Was unternommen wurde

Der Ansatz dieses Projekts war die Entwicklung und Implementierung einer auf modernen Webtechnologien basierenden Open-Source-Software, die vollständige Transparenz entlang der Kakaolieferkette schafft, Daten verständlich visualisiert und leicht erweiterbar ist. Die entlang der Lieferketten gesammelten Daten (z.B. Angaben zu den Bäuerinnen und Bauern, ihren Betrieben, Ernten, Zahlungen für Rohstoffe, Transporte, Produktionsprozesse bis hin zu den Endprodukten) und die daraus resultierende Transparenz ermöglichen es den Beteiligten, Herausforderungen zu erkennen und erfolgreich Gegenmassnahmen zu ergreifen. Dabei ist eine der grössten Herausforderungen, die sich identifizieren lässt, die geringe Bezahlung, die die Bäuerinnen und Bauern erhalten. Mit der Softwarelösung werden erstmals Massnahmen für mehr Fairness und insbesondere für ein existenzsicherndes Einkommen leicht überprüfbar.

Was das Projekt erreicht hat

Zunächst wurde ein kompetenter Partner für die Softwareentwicklung ausgewählt. Gemeinsam wurde ein zukunftsfähiges Konzept entwickelt und eine solide erste Version der Open-Source-Software programmiert. Gegen Ende des Projekts wurde die Software erfolgreich in einem von den Projektpartnern erstellten Testszenario getestet. Das Szenario wurde so nah wie möglich an der tatsächlichen Kakaolieferkette der Partner erstellt. Ausserdem wurde mit den Vorbereitungen für die Durchführung eines Pilotversuchs in Ghana begonnen.

Trotz zahlreicher gross angelegter Initiativen und politischer Versprechen lebt die Mehrheit der Kakaobauern und -bäuerinnen weiterhin in Armut. Mit SusChain hat die globale Gemeinschaft endlich ein Werkzeug, um im Kakaosektor und darüber hinaus nachhaltig etwas zu verändern.

Oliver von Braun-Dams, Mitgründer SCHÖKI und SusChain

Was nicht klappte oder ungeplante Auswirkungen hatte

Die erste Herausforderung bestand in der detaillierten Definition der verschiedenen Merkmale der Software. Ein erster Anforderungskatalog wurde erfolgreich ausgearbeitet. Aufgrund der Beschaffenheit und Komplexität von Lieferketten und der Integrität, Unveränderbarkeit und Überprüfbarkeit von Daten mussten diese Definitionen jedoch im Laufe des Prozesses regelmässig angepasst werden. Letztendlich führte diese zuvor nicht vorhersehbare Komplexität während des Entwicklungsprozesses zu einer soliden Grundlage für die nächsten Jahre der Weiterentwicklung.

Die zweite und bemerkenswerteste Herausforderung war die anhaltende Covid-19-Pandemie, die alle Teammitglieder betraf und zu Verzögerungen führte. Auch die Durchführung von Pilotversuchen in Ghana und anderen Partnerländern musste aus dem ursprünglichen Zeitplan herausgenommen werden. Die Pilotprojekte werden nun von den Projektpartnern unmittelbar nach dem erfolgreichen Abschluss der verschiedenen Testszenarien durchgeführt.

Um vollständige Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu schaffen, initiierte SCHÖKI die Entwicklung einer Open-Source-Softwarelösung namens "SusChain".

Es werden folgende Daten zu den Lieferketten erhoben: Einzelheiten zu den Bäuerinnen und Bauern, ihren Betrieben, den Ernten, den Zahlungen für die Rohstoffe, den Transporten sowie zu allen Produktionsprozessen bis hin zu den Endprodukten.

Die Transparenz ermöglicht es den Beteiligten, Herausforderungen zu erkennen und erfolgreich Gegenmassnahmen zu ergreifen. Eine der grössten Herausforderungen ist die geringe Bezahlung der Bäuerinnen und Bauern.

Durch die leicht zugängliche, moderne Visualisierung von Daten ermöglicht die Software Unternehmen und anderen Akteuren, Verantwortung für ihre Kakao-Wertschöpfungskette zu übernehmen und unterstützt einen verantwortungsvollen Konsum.

Die Software von SCHÖKI ist kostenlos und Open-Source. Dies gibt den Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit, die Funktionalität nach ihren Bedürfnissen zu erweitern.

Die "SusChain-Initiative" wird die Nutzung und Weiterentwicklung der Software nach dieser ersten Projektphase betreuen und vorantreiben.

Interview mit SCHÖKI über das Projekt

Oliver von Braun-Dams, inwieweit waren die Ansätze des Projekts neu und innovativ?

Bestehende Lösungen für Transparenz entlang von Lieferketten haben vor allem folgende Schwachstellen: Lock-in-Effekt in Bezug auf Funktionalität, Lizenzierung, hohe Kosten und ungeeignete technische Konzepte. Zweitens werden die meisten Lösungen als Software-as-a-Service-Lösung (SaaS) angeboten, was voraussetzt, dass die Software so genutzt wird, wie sie erstellt wurde, ohne jegliche Flexibilität hinsichtlich der Funktionalität. Ausserdem ist eine unbeantwortete, aber wichtige Frage das dauerhafte Eigentum an den Daten. Unser Software-Ansatz wird hingegen kostenlos unter einer Open-Source-Lizenz angeboten. Dies gibt allen die Möglichkeit, die Funktionalität zu erweitern und erlaubt es, Daten entlang jeder Lieferkette zu sammeln, zu visualisieren und zu analysieren – so einfach oder komplex sie auch sein mag. Die aktuelle und zukünftige Entwicklung liegt somit nicht in den Händen gewinnorientierter IT-Firmen, sondern in den Händen der Nutzerinnen und Nutzer selbst.

Was hat SCHÖKI durch das Projekt gelernt?

Da es sich bei diesem Projekt um eine Softwareentwicklung handelt, beziehen sich die Erkenntnisse hauptsächlich auf die eigentliche Programmierung. Wir haben aber auch gelernt, dass der Anforderungskatalog sehr detailliert sein muss, um die Komplexität der Wertschöpfungsketten richtig abzubilden. Darüber hinaus ist eine ordnungsgemässe und vollständige Dokumentation während der Programmierphase der Schlüssel zur Vermeidung von Verzögerungen und höheren Kosten im Falle ungeplanter Fluktuationen innerhalb des Kernteams.

Was empfehlen Sie anderen Akteuren, die ähnliche Projekte umsetzen?

Wir empfehlen dringend, genügend Zeit in eine gründliche Konzeptentwicklung und einen Anforderungskatalog zu investieren. Eine lückenlose Dokumentation und ein ständiger kritischer Blick auf die Meilensteine und Ziele des Projekts im Hinblick auf die Machbarkeit sind unerlässlich. Je nach Umfang des geplanten Projekts kann es klüger sein, sich zunächst auf einen kleineren Funktionsumfang zu konzentrieren und diesen erst einmal zukunftsfähig zu machen, bevor man sich grösseren Fragen zuwendet.

Wie geht es nun weiter?

Sobald die verschiedenen Testszenarien erfolgreich abgeschlossen sind, werden die Projektpartner Pilotversuche in sehr unterschiedlichen Umgebungen in Ghana, Uganda und Peru durchführen – angefangen mit Ghana. Nach erfolgreicher Pilotierung wird die Software aktualisiert und schliesslich als Open-Source-Lösung veröffentlicht.

Wie wird sichergestellt, dass die Erfolge langfristig wirken?

Um die Weiterentwicklung und Nachhaltigkeit der Softwarelösung zu gewährleisten, wurde die «SusChain-Initiative» gegründet. Zu ihren Gründungsmitgliedern gehören einige der Projektpartner sowie neue Akteure. Die Initiative wird die Nutzung und Weiterentwicklung der Software betreuen und fördern. Bislang hat die Software bereits ein beachtliches Interesse geweckt, auch ausserhalb der Kakaobranche. Wir freuen uns daher auf eine erfolgreiche Zukunft dieser Lösung und sind gespannt darauf, ihre Auswirkungen im Kakaosektor zu bewerten. Sobald die Einführung abgeschlossen ist, wollen wir die Forschungsgemeinschaft einbeziehen, um die Auswirkungen insbesondere auf die Bäuerinnen und Bauern und ihre Umwelt zu bewerten. Zusammen mit dem ständigen Feedback der Nutzerinnen und Nutzer soll die systematische Bewertung der Auswirkungen den langfristigen Erfolg dieses Projekts sicherstellen.

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