Detail

Innovative Ansätze für den biologischen Kakaoanbau

Das Projekt führte eine Reihe von Innovationen ein, um die Kakaolieferkette transparenter und effizienter zu gestalten und die Betriebsführung und das Einkommen der Bauern zu verbessern.

Um was es ging

gebana bezieht seinen gesamten Kakao in Togo von Bio-Produzentinnen und Produzenten. Um die Produktion zu modernisieren und die langfristige Stabilität der Wertschöpfungskette für Bio-Kakao in Togo zu gewährleisten, hat gebana eine Reihe von innovativen Ansätzen verfolgt. Dazu gehörten 1) die Digitalisierung der Rückverfolgbarkeit der Lieferkette und der Zahlungen, 2) die Umsetzung von Innovationen in der landwirtschaftlichen Praxis und der Betriebsführung in Togo und 3) die Erprobung innovativer Finanzmodelle für Kredite an Kooperativen und einzelne Bäuerinnen und Bauern.

Ort
Togo
Dauer
2020-2022
Anzahl Begünstigte
2'106 bäuerliche Haushalte in vier Kooperativen
Durchgeführt von
gebana
Budget
Total: CHF 481'074 Beitrag des SECO: CHF 230'915

Was gebana gemacht hat

Die folgenden Aktivitäten wurden durchgeführt:

  1. Erfolgreiche Einführung eines Digitalisierungstools (SmartFarm), welches die personen- und kaufbezogenen Daten der Landwirte und Landwirtinnen enthält und welches gebana für das interne Kontrollsystem verwendet. Ziel war es, die Rückverfolgbarkeit, die Transparenz und die ökologische Integrität zu verbessern und die Datenverwaltung über Bäuerinnen und Bauern zu erleichtern.
  2. Durchführung von Schulungen über gute landwirtschaftliche Praktiken und ökologischen Pflanzenschutz. Darüber hinaus wurden die Bäuerinnen und Bauern mit Unterstützung eines Ecotop-Experten in das Konzept der dynamischen Agroforstwirtschaft (DAF) eingeführt. Es wurden Demonstrationsflächen angelegt und die Bäuerinnen und Bauern wurden von gebana-Mitarbeitenden unterstützt, um ihre Felder auf diese Anbaumethode umzustellen. Das SmartFarm-Tool wurde eingesetzt, um die Umsetzung der agroforstlichen Praktiken und ihre Auswirkungen auf das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern zu dokumentieren und zu überwachen.
  3. Zusätzlich zum Einkaufspreis (inklusive Bio-Prämie) erhielten alle Bäuerinnen und Bauern eine Prämie von gebana. 10 % des Umsatzes, den gebana mit dem Online-Verkauf der verarbeiteten Produkte der Kakaobäuerinnen und -bauern erzielte, wurde als Prämie auf die Bäuerinnen und Bauern aufgeteilt und an sie ausbezahlt.

Was das Projekt erreicht hat

  • Durch die Digitalisierung der Daten der Bäuerinnen und Bauern und der Zahlungen wurde die Rückverfolgbarkeit verbessert. Derzeit sind 2'106 Bäuerinnen und Bauern mit 2'568 Kakaoparzellen in SmartFarm registriert und rund 50 Mitarbeitende nutzen die Software.
  • 254 Schulungen über gute landwirtschaftliche Praktiken mit 3'336 Teilnehmenden wurden durchgeführt. Neun Feldschulen wurden eingerichtet, um gute Kakaoproduktionspraktiken, die Herstellung und Anwendung von Kompost, das Beschneiden von Kakaobäumen sowie Versuche mit Kupferoxid und Neemöl zu demonstrieren. Die Ergebnisse sind ermutigend und viele der Praktiken wurden von den Bauern übernommen.
  • 10 gebana-Mitarbeitende und 259 Bäuerinnen und Bauern wurden in dynamischen Agroforstpraktiken geschult, 8 Demoparzellen wurden angelegt
  • gebana verteilte im Jahr 2021 12'250'255 FCFA (18'440 CHF, durchschnittlich 37 CHF pro Person) an 498 Bäuerinnen und Bauern und im Jahr 2022 31'608'523 FCFA (ca. 50'000 CHF) an 665 Bäuerinnen und Bauern (durchschnittlich 75 CHF pro Person). Im Jahr 2022 wurden 91% (604 von 665) der Prämien via Mobiltelefone ausbezahlt.
  • Das Projekt trug dazu bei, den Zugang zu Vorfinanzierungen für die Bäuerinnen und Bauern durch Mikrokredite eines Mikrofinanzinstituts zu verbessern, das sich auf Daten aus dem SmartFarm-Tool stützen kann. Es wurde ein Konzept für einen Erntefonds auf der Grundlage von Crowdinvesting entwickelt, das jedoch noch nicht umgesetzt wurde.

Ich besitze 4 Hektar Land. Letztes Jahr musste ich einen Kredit für meinen Betrieb aufnehmen. Ich habe jetzt zwei Drittel der 164.000 CFA [ca. 250 Euro] der zusätzlichen gebana Prämie für die Rückzahlung des Kredits verwendet. gebana sollte versuchen, einen noch grösseren Markt für Bio-Kakao zu schaffen.

Souley Djideal, 35 Jahre alt, Kakaobauer in Togo

Was nicht klappte oder ungeplante Ergebnisse hatte

Die Einführung von Zahlungen via Mobiltelefon für Einkäufe und Prämien gestaltete sich schwieriger als zuerst angenommen. Viele der Bäuerinnen und Bauern im ländlichen Togo zögern, diese für sie neue Zahlungsart zu nutzen. Die grössten Hürden sind das mangelnde Vertrauen in solche Zahlungssysteme, die begrenzten technischen Kenntnisse der Bäuerinnen und Bauern zu dessen Handhabung, die begrenzte Verfügbarkeit von Mobile-Money-Agenten zum Abheben von Bargeld (das im ländlichen Togo immer noch die primäre und meist einzige Zahlungsmethode ist),, sowie die relativ hohen Transaktionskosten. Für die gebana Prämien bezahlte gebana den Bäuerinnen und Bauern deshalb einen Zuschlag, wenn sie die Zahlung via Mobiltelefon akzeptierten. Dies führte dazu, dass 91% der Zahlungen so ausgeführt werden konnten. Für Einkäufe kann gebana momentan keine solchen Zuschläge zahlen, da dies die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen würde.

Ausserdem gab es einige Schwierigkeiten bei der Verbreitung neuartiger landwirtschaftlicher Praktiken. Kompostierungstests zeigten zwar positive Auswirkungen auf die Kakaopflanzen, aber der langwierige Prozess der Kompostherstellung stellt ein Hindernis für die Übernahme dieser Praxis dar. Für den Baumschnitt und die phytosanitären Behandlungen waren Werkzeuge erforderlich, zu denen die Bäuerinnen und Bauern oft keinen Zugang hatten. Die Bäuerinnen und Bauern sind oft älter, was das Beschneiden der Bäume zusätzlich erschwert. gebana wird weiter mit den Kooperativen zusammenarbeiten um die Adoption der Praktiken zu ermöglichen. Zudem sind die Kosten für die Einrichtung dynamischer Agroforstflächen für die Bäuerinnen und Bauern zu hoch, um von ihnen selbst getragen zu werden. Hierfür ist weitere finanzielle Unterstützung erforderlich.

Interview mit gebana über das Projekt

Herr Michael Blaser, inwiefern waren die Ansätze des Projekts neu und innovativ?

Die folgenden drei Komponenten des Projekts waren neu und innovativ:

  • Technische Innovation: Die Verwendung von Smartphones in der Beziehung zwischen den Produzierenden und dem Käuferunternehmen war neu im Kakaosektor in Togo. Zwei Kooperativen werden die Software für die Verwaltung ihres internen Kontrollsystems und der Daten der Bäuerinnen und Bauern einsetzen. Diese Daten werden mit gebana verknüpft.
  • Innovation bei den landwirtschaftlichen Praktiken: Bis zur Durchführung dieses Projekts hatten die Kakao-Produzentinnen und Produzenten, mit denen gebana in Togo zusammenarbeitet, noch nie an einer Agroforstschulung teilgenommen. Die Diversifizierung der Anbauprodukte und das Erlernen von Möglichkeiten zur Herstellung von Nebenprodukten tragen zur Steigerung des Einkommens und der Resilienz der Bäuerinnen und Bauern bei.
  • Finanzielle Innovation: Im Kakaosektor ist es bislang keine gängige Praxis, einen bestimmten Prozentsatz des Umsatzes aus dem Verkauf an die Endkonsumentinnen und -konsumenten mit den Bäuerinnen und Bauern zu teilen. Diese zusätzliche Prämienzahlung wurde direkt an die einzelnen Produzierenden gezahlt.


Was hat gebana durch das Projekt gelernt?

Auch wenn einige verbesserte landwirtschaftliche Praktiken theoretisch für die Bäuerinnen und Bauern von Vorteil sein sollten, bedeutet dies nicht unbedingt, dass sie diese auch anwenden. Hinderliche Faktoren sind hier unter anderem das häufig hohe Alter der Produzierenden, der Mangel an Geräten und eine Skepsis der Bäuerinnen und Bauern, ihre Praktiken zu ändern.

Darüber hinaus kann die Einführung von Zahlungen per Mobiltelefon in einem Land, in dem die Nutzung solcher Zahlungsmittel in ländlichen Gebieten nicht weit verbreitet ist, sehr schwierig sein. Es braucht Zeit, um das Verhalten zu ändern. Bei Einkäufen bleibt es eine Herausforderung, da wir mit Unternehmen konkurrieren, die bar bezahlen. Als einfacher erwies sich, die Bäuerinnen und Bauern für die Zahlungen der gebana-Prämie via Mobiltelefon zu überzeugen, da die Landwirte jedes zusätzliche Einkommen willkommen heissen.

Was empfehlen Sie anderen Akteuren, die ähnliche Projekte umsetzen?

Bevor man Praktiken vermittelt, sollte man sich mit den Bäuerinnen und Bauern über die Praktiken austauschen: Worum geht es bei den Praktiken, was sind die Vorteile, und man sollte verstehen, ob sie für die Produzierenden von Interesse sind und warum (nicht). Es ist sinnvoll, Praktiken in kleinerem Massstab zu erproben, um zu verstehen, ob die vorgeschlagenen Lösungen von den Bäuerinnen und Bauern gewünscht werden, wirtschaftlich tragfähig und technisch machbar sind. Erst wenn diese Ziele erreicht sind, sollte der Ansatz skaliert werden. Falls erforderlich, sollte die Lösung angepasst oder muss verworfen werden.

Es ist wichtig, von Anfang an zu verstehen, warum die Bäuerinnen und Bauern derzeit keine Zahlungen via Mobiltelefon nutzen und ob sie bereit sind, dies zu ändern oder nicht. Sobald die Hindernisse bekannt sind, kann beurteilt werden, ob sie überwunden werden können.

Für die gebana Prämie lag der Schlüssel zum Erfolg einerseits bei der Zahlung eines Zuschlages, und andererseits in der Zusammenarbeit mit den Mobilfunkunternehmen. Damit konnte sichergestellt werden, dass genügend Anbieter von Auszahlungsdiensten zur Verfügung stehen.  Wir werden weiter daran arbeiten, dass Bäuerinnen und Bauern mit der Zahlungsmethode vertraut werden und hoffentlich künftig auch Zahlungen für Käufe via Mobiltelefon akzeptieren werden.

Wie geht es nun weiter?

Wir werden die Zusammenarbeit mit den Bäuerinnen und Bauern, die an diesem Projekt beteiligt waren, fortsetzen und Folgeaktivitäten für alle Komponenten dieses Projekts sicherstellen:

  • Unterstützung der Bäuerinnen und Bauern bei der ökologischen Schädlingsbekämpfung sowie Schulungen zu guten landwirtschaftlichen Praktiken.
  • Ausweitung der Unterstützung der dynamischen Agroforstwirtschaft (DAF) durch die Einrichtung von 40 neuen Parzellen im Jahr 2023 und die Förderung von Praktiken wie Beschneiden, Mulchen und Anbaudiversifizierung bei anderen Betrieben.
  • Fortsetzung der Auszahlung von gebana Prämien an Bäuerinnen und Bauern via Mobiltelefon und Prüfung, ob dies im Jahr 2023 direkt über die SmartFarm-App erfolgen kann.
  • Erleichterung von Kontakten zu Finanzierungsinstituten für andere Kooperativen, die eine Finanzierung für die Vergabe von Krediten auf der Grundlage der in SmartFarm registrierten Informationen wünschen.


Wie wird sichergestellt, dass die Erfolge langfristig wirken?

gebana wird ihr Engagement mit den Bäuerinnen und Bauern in Togo fortsetzen und damit die langfristige Nachhaltigkeit der umgesetzten Ansätze sicherstellen. gebana hat mehrere Kunden, die sich verpflichtet haben, ihre Abnahmemengen über mehrere Jahre hinweg zu erhöhen. Dies bildet die Grundlage für die Arbeit mit den Bäuerinnen und Bauern zur kontinuierlichen Verbesserung von Qualität, Ertrag und Einkommen.

 

10 % der Direktverkäufe über den gebana-Webshop werden an die Bäuerinnen und Bauern weitergegeben - zusätzlich zu den Bio- und Fairtrade-Preisen. Auf dem Bild erhält ein Landwirt die sogenannte gebana-Modell-Prämie auf sein Mobiltelefon, während ein gebana-Vertreter die Validierung mit dem Mobilfunkunternehmen vornimmt.

Um die Produktivität der Kakaoparzellen zu steigern und ihre Plantagen zu diversifizieren, werden die Kleinbäuerinnen und -bauern geschult und dabei unterstützt, so genannte dynamische Agroforstpraktiken anzuwenden. Felder werden vorbereitet, indem nicht benötigte Pflanzen abgeschnitten werden und die Biomasse auf dem Feld verteilt wird, um den Boden zu bedecken. Anschließend werden neue Kakaopflanzen und viele andere Pflanzen und Bäume in Reihen gepflanzt.

Fertig bearbeitetes Feld.

gebana organisiert Versammlungen der Bäuerinnen und Bauern für die Auszahlung der sogenannten gebana-Modellprämie auf deren Handy. Damit die Bauern und Bäuerinnen ihre Prämie einlösen können, beteiligen sich Mobilfunkunternehmen an den Versammlungen.


Involvierte Organisationen