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Versicherung zur Anpassung an den Klimawandel im Kakaosektor

Im Rahmen dieses Projekts werden 10'000 ghanaische Kakao-Bäuerinnen und Bauern eine Flächenertragsindexversicherung (AYII) erhalten. Die Versicherung schützt vor Ertragseinbussen aufgrund verschiedener Klimarisiken.

Was ist das Hauptziel des Projekts?

Das Projekt befasst sich mit dem Thema einer entwaldungsfreien und klimafreundlichen Kakaolieferkette, wie sie in der SWISSCO Roadmap 2030 beschrieben ist. Ghana ist der zweitgrösste Kakaoproduzent der Welt und hat einen Anteil von rund 20% am globalen Kakaomarkt. Kakao trägt erheblich zum ghanaischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei, und das Land hatte 2020/21 voraussichtlich sein produktivstes Jahr (über 1 Million Tonnen produzierte Kakaobohnen).

Der ghanaische Kakaosektor leidet jedoch unter den negativen Auswirkungen des Klimawandels. Zunehmend schwankende Erträge gefährden den Erhalt der tropischen Regenwälder, da die Kakaobäuerinnen und Bauern nach mehr Land suchen, um ihre Produktivität und Rentabilität zu steigern. Ghana verliert den Regenwald schneller als jedes andere Land der Welt, mit einem Verlust von 5,1 % der Baumbedeckung im letzten Jahrzehnt, was zu Klimastörungen (z. B. Hitzewellen und Dürren) beiträgt und gleichzeitig die Kohlenstoffbindung verringert. Soziale Probleme wie Kinderarbeit und geschlechtsspezifische Ungleichheit sind im Kakaosektor ebenfalls weit verbreitet.  Da es an Daten über Kakaoerträge, landwirtschaftliche Praktiken und die Auswirkungen des Klimawandels auf Betriebsebene mangelt, sind die Anpassungsmechanismen nur unzureichend bekannt, und die Entscheidungsträger haben Schwierigkeiten, Maßnahmen zu finden, die den Herausforderungen angemessen begegnen könnten.

Ort
Ghana
Dauer
2023-2025
Anzahl Begünstigte
10'000 Bäuerinnen und Bauern
Durchgeführt von
Pula Advisors AG
Projektpartner
Mondelēz International, GLICO
Weitere Partner
Ghana Cocoa Board (COCOBOD), Reinsurer (TBD), Ministry of Agriculture of Ghana
Budget
Total CHF 580'000 (Beitrag SECO: CHF 150'000)

Wie wird das Projekt zu einer nachhaltigen Kakaoproduktion beitragen?

Das Projekt wird in vier Bereichen eine nachhaltige Wirkung haben.

Erstens: Risikotransfer. Für 10'000 Kleinbäuerinnen und -bauern und ihre Haushalte wird das landwirtschaftliche Risiko gemanagt und die finanzielle Widerstandsfähigkeit verbessert.  Erreicht wird dies durch einen erschwinglichen Versicherungsmechanismus, der es ihnen ermöglicht, ihren Lebensunterhalt zu sichern und weiterhin Investitionen in den Betrieb zu tätigen, um ihre Produktivität zu steigern.
 
Zweitens: Anpassung an den Klimawandel. Durch den Schutz der angebotenen Versicherung werden die oben genannten Bäuerinnen und Bauern besser in der Lage sein, auf die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu reagieren und sich von ihnen zu erholen, insbesondere von unerwarteten Ereignissen wie Dürre, Überschwemmungen oder Pflanzenkrankheiten.

Drittens: Datenanalyse: Daten auf Betriebsebene über Kakaoerträge, Produktionsgeschichte, agronomische Praktiken, geografische Lage und klimatische Bedingungen werden gesammelt, analysiert und als öffentliches Gut den Projektbeteiligten und den ghanaischen Landwirtschaftsbehörden zur Verfügung gestellt, um Einblicke zu gewinnen und datengestützte Entscheidungen zu treffen.

Viertens: Wachstum der Wertschöpfungskette: Die Gebermittel werden als Katalysator für den Versicherungsmarkt eingesetzt, indem sie eine anfängliche Subvention mit einem allmählichen Ausstieg und Übergang zu lokalen Marktteilnehmern und Bäuerinnen und Bauern bereitstellen, wodurch die Kakaoproduktion der Kleinbauern weniger risikoreich und für private Investoren attraktiver wird und zu Entwicklung und Wachstum in der Kakao-Wertschöpfungskette führt.

Das Projekt steht im Einklang mit SWISSCOs Roadmap 2030, die eine entwaldungsfreie und klimafreundliche Kakaolieferkette zum Ziel hat. Konkret unterstützt das Projekt SWISSCO bei der Einführung von klimafreundlichen landwirtschaftlichen Praktiken, bei denen Bäuerinnen und Bauern, die an der Schweizer Kakaolieferkette beteiligt sind, Ertragsindexversicherungen nutzen, um Klimarisiken zu managen und zu mindern. Damit leistet das Projekt einen Beitrag zum UNO-Nachhaltigkeitsziel 13 (Massnahmen zum Klimaschutz).

Das Projekt zielt darauf ab, den Einsatz der weltweit ersten Kakao-Ertragsindexversicherung zu erweitern.

Die Kakao-Ertragsindexversicherung deckt ein breites Spektrum an Risiken ab, darunter Dürre, Schädlinge und Krankheiten.

Das Projekt zielt darauf ab, die Akzeptanz von Versicherungen zu erhöhen, indem die Nutzung von Versicherungssubventionen gefördert wird, um den Versicherungsschutz zu erweitern und das Klimarisikomanagement im Kakaosektor zu verbessern.

Welche Schritte werden während des Projekts unternommen?

Dieses Projekt zielt darauf ab, die Einführung der weltweit ersten Kakao-Ertragsindexversicherung auszuweiten. Die Versicherung wird Bäuerinnen und Bauern helfen, Risiken zu übertragen und sich an den Klimawandel anzupassen.
 
Die Versicherung deckt den Wert der landwirtschaftlichen Investitionen der Bäuerinnen und Bauern pro Saison ab, wobei die Versicherungsprämien zu fairen und wirtschaftlich vertretbaren Tarifen festgelegt werden. Die Versicherung ist mit digitalen Beratungsdiensten gekoppelt, die das Finanzwissen der Bäuerinnen und Bauern fördern.

Die Kakao-Ertragsindex-Versicherung wird ein breites Spektrum von Risiken abdecken, darunter Dürre, Schädlinge und Krankheiten wie den Cacao-swollen-shoot-Virus, aber auch Hitzewellen, Stürme, Frost, übermässige Regenfälle und Überschwemmungen. Pula arbeitet bereits mit Versicherern in Ghana wie GLICO zusammen und hat Vereinbarungen mit 24 internationalen Rückversicherern geschlossen, darunter eine strategische Partnerschaft mit Swiss Re, und arbeitet eng mit den ghanaischen Behörden zusammen.

"Das Projekt wird wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, wie sich eine indexbasierte Kakaoversicherung in großem Umfang durchsetzen lässt und welche Vorteile sie für die gesamte Wertschöpfungskette bietet. Es wird eine Grundlage für die landesweite Einführung der Versicherung schaffen."

 

Rose Goslinga, Präsidentin & CEO, Pula Advisors AG

Was ist das Innovative an diesem Projekt?

Dieses Projekt ist in fünf Bereichen innovativ:

Erstens: Technologie. Während des Projekts werden Daten aus der Fernerkundung und KI genutzt, um die Versicherungsprodukte zu verbessern und die Kosteneffizienz des Geschäftsmodells zu erhöhen.

Zweitens: soziale Innovation. Das Projekt wird das abstrakte und von Misstrauen geprägte Konzept der Versicherung "personalisieren", indem es mit gemeinschaftlichen und vertrauenswürdigen Kanälen - wie dem Ghana Cocoa Board (COCOBOD) und seinen Agenten - für die Vermarktung und den Vertrieb von Versicherungen an Kakaobäuerinnen und Bauern zusammenarbeitet.

Drittens geht es um den Geschäftsprozess. Im Vergleich zur Versicherung auf Entschädigungsbasis oder sogar zur Wetterindexversicherung ist die Versicherung mit eingebettetem Ertragsindex ein umfassenderer und zuverlässigerer Versicherungsmechanismus, bei dem Daten aus der Praxis und repräsentative Ertragsstichproben auf Feldebene verwendet werden, um Ertragsbenchmarks für die Preisgestaltung und die Festlegung von Auslösern sowie für die endgültige Schadenbewertung festzulegen.

Viertens: Kundenakquisition. Die Flächenertragsindexversicherung fungiert als "Pull-Produkt", das von Bäuerinnen und Bauern zusammen mit Betriebsmitteln oder Krediten gekauft wird, wobei bestehende Lieferverbindungen genutzt werden. Mit diesem Ansatz werden die Hürden für den Vertrieb und die Kundenakquise wirksam angegangen.

Fünftens: Katalysatorwirkung. Durch das Angebot eines nachhaltigen Modells für die Einführung von Prämiensubventionen mit Hilfe von Geber- und Partnermitteln. Das Projekt zielt darauf ab, die Akzeptanz von Versicherungen zu erhöhen und die Nutzung von Versicherungssubventionen zu fördern, um den Versicherungsschutz zu erweitern und das Klimarisikomanagement im Kakaosektor zu verbessern.

Wie trägt das Projekt zur Verbesserung der (wirtschaftlichen) Situation von Mädchen und Frauen bei?

Das Projekt wird sich stark auf die finanzielle Eingliederung von Frauen konzentrieren: Es zielt darauf ab, die geschlechtsspezifische Lücke beim Zugang zu und der Annahme von Versicherungen als Lösung für das Risikomanagement in der Landwirtschaft zu schließen. Laut einer Studie des niederländischen Königlichen Tropeninstituts (KIT) aus dem Jahr 2018 sind nur 19 % der Bäuerinnen und Bauern in Ghana des Lesens und Schreibens kundig. Um sicherzustellen, dass seine Versicherungsprodukte auch für Frauen zugänglich sind, wird Pula sprachbasierte Technologie einsetzen, die in die lokalen Sprachen übersetzt wird, um die Reichweite und den Kapazitätsaufbau für weibliche Begünstigte zu verbessern.

Ziel ist es, Frauen den Zugang zu Versicherungen zu erleichtern und ihnen Schulungen und den Aufbau von Kapazitäten für die Nutzung von Versicherungen als Lösung zur Anpassung an den Klimawandel und zum Risikomanagement bzw. zur Risikominderung anzubieten. Bei der Entwicklung und Verteilung aller im Rahmen des Projekts verwendeten Materialien und Instrumente werden geschlechtsspezifische Aspekte und die besonderen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen berücksichtigt.

Wie wird die Skalierbarkeit der eingeführten Innovationen sichergestellt?

Die Subventionierung der Versicherungsprämien soll die Versicherung für Bäuerinnen und Bauern erschwinglich und attraktiv machen und gleichzeitig das Interesse und die Kapazitäten des öffentlichen und privaten Sektors für Versicherungen steigern. Die Initiative wird daher bei anderen Akteuren der Wertschöpfungskette, wie Kakaounternehmen, der ghanaischen Regierung und Bäuerinnen und Bauern, gefördert, die sich alle an der Finanzierung der Prämien beteiligen werden.


Involvierte Organisationen