Detail

Sankofa-Projekt 1.0

Die Projektpartner förderten eine klimafreundliche Landwirtschaft wie die dynamische Agroforstwirtschaft in Ghana durch einen Multi-Stakeholder-Ansatz und verstärkten damit die bisherigen Bemühungen um Einkommensdiversifizierung, Klimaresistenz und Erhaltung der Biodiversität.

Um was es ging

Dieses Projekt baute auf einem zweijährigen Pilotprojekt auf, bei dem die dynamische Agroforstwirtschaft (DAF) erfolgreich in der Landschaft in zwei Regionen (Ahafo und Western North) in Ghana eingeführt wurde. Im Rahmen des Pilotprojekts wurden 16 leitende Bauern und Bäuerinnen befähigt, ihre eigenen DAF-Parzellen anzulegen und zu pflegen, und erhielten eine umfassende Schulung.

DAF ist ein sehr systematischer Ansatz, der viel Know-how erfordert und sich durch eine extrem hohe Pflanzendichte und -vielfalt, eine systematische Schichtung und eine hohe Schnittintensität auszeichnet. Im Rahmen der DAF wurde die Produktion von hochwertigen Begleitkulturen wie Yamswurzel, Mais, Maniok und Kochbananen gefördert, begleitet von Schulungen zur Verbesserung der Fähigkeiten und technologischen Kapazitäten. Ziel war es, das Einkommen der Bauern zu erhöhen und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Markt- und Produktionsrisiken zu verbessern.

Ort
Ghana
Dauer
2019-2022
Anzahl Begünstigte
2'900 Bäuerinnen und Bauern profitieren direkt, 17'400 Menschen in den Gemeinden profitieren indirekt
Durchgeführt von
HALBA (Coop)
Projektpartner
International Trade Centre (ITC), Kooperative Kuapa Kokoo (KKFU), Max Havelaar-Foundation (Schweiz), Fairtrade Afrika, WWF, Ecotop, South Pole
Budget
Total: CHF 3,5 Mio., SECOs Beitrag: CHF 1 Mio.

Was unternommen wurde

Im Rahmen des Sankofa-Projekts wurden die dynamische Agroforstwirtschaft und die Diversifizierung des Lebensunterhalts durch drei miteinander verknüpfte Konzepte mit entsprechenden Aktivitäten eingeführt. Erstens: Dynamische Agroforstwirtschaft: Kombination von Nutzpflanzen und Baumarten mit unterschiedlichen Lebenszyklen, um den Bauern ein kontinuierliches Einkommen zu sichern, noch bevor die Kakaobäume zu wachsen beginnen.

Zweitens: Klimasmarte Anbausysteme (CSCS). Der Anbau von Begleitkulturen zur Diversifizierung des Einkommens von Kakao-Kleinbauern wurde eingeführt. Es wurden Demonstrationsflächen angelegt und Schulungsprogramme zum Aufbau von Kapazitäten für gute landwirtschaftliche Praktiken durchgeführt.

Drittens: Entwicklung von Marktsystemen. Es wurde direkt mit ausgewählten Marktakteuren zusammengearbeitet, um Märkte für die erzeugten Pflanzen und Produkte zu sichern.

Wie unerwartete Herausforderungen gemeistert und welche Lehren daraus gezogen wurden

Erstens mussten wir über 139 Hektar dynamischer Agroforstflächen neu bepflanzen. Faktoren wie die anhaltende Trockenheit, die anfängliche Saatgutausbringung und die mangelnde Betreuung durch die Berater machten diese Neubepflanzung erforderlich. Um dem entgegenzuwirken, haben wir die Überwachung der Parzellen verbessert, zusätzliche Schulungen für Berater angeboten und Früherkennungssysteme eingeführt. Diese Herausforderungen machten deutlich, wie wichtig eine proaktive Pflege der Anbauflächen ist und dass es sich lohnt, in Schulungen und Früherkennung zu investieren.

Zweitens stiessen wir auf Schwierigkeiten bei der Produktion und Vermarktung von DAF-Nebenfrüchten wie Mais, Yamswurzel, Kochbanane und Maniok. Beschränkungen in Bezug auf Menge, Qualität und Aggregationsinfrastruktur behinderten den Verkauf an organisierte Abnehmer. Um dieses Problem zu lösen, stellten wir auf der Ebene der Kuapa Kokoo Farmers Union (KKFU) einen speziellen Marketing- und Kommerzialisierungsbeauftragten ein, der eine enge Verbindung zwischen den Projektteams, der Überwachung und Bewertung sowie den Abnehmern herstellt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer frühzeitigen Koordinierung und engagierter Aufgaben.

Schliesslich traten innerhalb der KKFU Führungsprobleme auf, die zur Suspendierung von leitenden Mitarbeitern führten. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sicherten wir das Vermögen der Kooperative und führten eine Finanzprüfung durch, wobei wir die Bedeutung der Zusammenarbeit für die Stabilität des Projekts anerkannten.

Das Sankofa-Projekt führte die dynamische Agroforstwirtschaft (DAF) und klimagerechte Anbausysteme (CSCS) ein und förderte die Entwicklung von Marktsystemen. (Foto: Leitende Bäuerin Lucy Tewenewaa in Abofrem © Francis Kokoroko)

Im Rahmen der dynamischen Agroforstwirtschaft werden neben Kakao auch hochwertige Nutzpflanzen wie Yamswurzeln, Mais, Maniok und Kochbananen angebaut. (Foto: Leitende Bäuerin Emelia Debrah bei der Maisernte © HALBA, Southpole, ITC)

Mit dem Projekt wollen die Partner die Kakaoproduktion und -produktivität im Projektgebiet steigern und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der Bäuerinnen und Bauern gegenüber Markt- und Produktionsrisiken verbessern. (Foto: Leitende Bäuerin Lucy Tewenewaa in Abofrem © Francis Kokoroko)

Um die langfristige Wirkung des Projekts zu gewährleisten, werden lokale Agrarfachleute und leitende Bäuerinnen und Bauern in dynamischer Agroforstwirtschaft und klimasmarten Anbausystemen geschult. Sie geben ihr Wissen an die Bäuerinnen und Bauern weiter. (Foto: Leitende Bäuerin Lucy Tewenewaa in Abofrem © Francis Kokoroko)

Jedes Mal, wenn ich auf die Farm komme, bin ich sehr glücklich. Denn die dynamische Agroforstwirtschaft ermöglicht es, viele Nutzpflanzen auf demselben Stück Land anzubauen, und dem Kakao geht es sehr gut. Im Vergleich zu konventionellen Betrieben ist die Überlebensrate sehr hoch.

Emelia Debrah, Bäuerin in Alavanyo

Interview mit Raphael Schilling von HALBA über das Projekt

Raphael Schilling, Agroforstwirtschaft hat in den letzten Jahren zunehmend an Popularität gewonnen. Empfehlen Sie anderen Akteuren, die Umsetzung dieser Anbaumethode zu fördern? 
Ich empfehle allen Akteuren in der Kakao-Wertschöpfungskette, die dynamische Agroforstwirtschaft zu fördern. Vor allem in Fällen, in denen Kakaoplantagen erneuert oder neu angelegt werden müssen, weil sie alt und unproduktiv sind und die Böden degradiert sind. Die Methode hat die folgenden Vorteile: Die dynamische Agroforstwirtschaft erhöht die Artenvielfalt, verbessert die Bodenqualität und hilft, den Klimawandel durch die Bindung von Kohlenstoff abzuschwächen. Ausserdem erhöht sie die Ernährungssicherheit und verschafft den Bäuerinnen und Bauern diversifizierte Einkommensquellen durch Nebenprodukte wie Nahrungsmittel (Kochbananen, Maniok), Obst (Avocados und Orangen) und Holz. Und das Wichtigste ist, dass es hilft, die Kakaoerträge nachhaltig zu verbessern - ohne den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden.

Was hat HALBA aus dieser letzten Projektphase gelernt (insbesondere im Hinblick auf den Übergang von einem Innovative Value Chain- zu einem Landschaftsprojekt)?
Wenn wir langfristigen Erfolg und Wirkung haben wollen, müssen wir die gesamte Landschaft betrachten. Die Etablierung einer dynamischen Agroforstwirtschaft in grossem Stil erfordert die Unterstützung der lokalen Behörden und anderer Interessengruppen. Deshalb haben wir in der zweiten Phase des Projekts (Sankofa 2.0) den lokalen und nationalen Kakao und andere Interessengruppen aktiv einbezogen. So haben wir beispielsweise eine dynamische Agroforst-Versuchsfläche am Cocoa Research Institute of Ghana (CRIG) eingerichtet, das von dieser Anbaumethode überzeugt ist. Während unseres jüngsten Besuchs in Ghana verpflichtete sich das CRIG, die Agroforstwirtschaft im ganzen Land zu fördern. Dies ist ein wichtiger Meilenstein. Wenn sie umgesetzt wird, wird der gesamte ghanaische Kakaogürtel davon profitieren.

Der Erfolg des Projekts hing stark von der engen und guten Zusammenarbeit mit den Bauern-Kooperativen und den nationalen Behörden ab. Welche Erkenntnisse lassen sich aus dieser Erfahrung gewinnen? 
Die Kooperative, mit der wir im Rahmen des Sankofa-Projekts hauptsächlich zusammenarbeiten, ist die KKFU (Kuapa Kokoo Farmers Union). Diese Kooperative hat mehr als 100.000 Mitglieder. Das bedeutet, dass wir eine grosse Hebelwirkung haben, wenn die Kooperative beschliesst, die dynamische Agroforstwirtschaft oder andere gute Praktiken und Ansätze zu etablieren. Gleichzeitig hat es eine ganze Weile gedauert, bis wir in Fahrt kamen. Denn die Organisation ist so gross. 

Das Gleiche gilt für die Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden. Es erfordert viel Durchhaltevermögen, um die Ziele zu erreichen. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass eine Projektdauer von 4-5 Jahren (wie in der internationalen Zusammenarbeit üblich) zu kurz ist. Langfristiges Engagement, wie es HALBA bieten kann, ist unerlässlich. Dies ist auch dank der Unterstützung von SWISSCO und SECO möglich.

Die Zusammenarbeit mit Kooperativen hat vor allem den Vorteil, dass man viele Kleinbauern und Bäuerinnen erreichen und viel bewirken kann - wenn die Kooperative das Projekt voll unterstützt. Die grösste Herausforderung ist der Aufbau von Kompetenzen und die Schulung der Bauern in Sachen Nachhaltigkeit. Ein dynamisches Agroforstsystem muss beispielsweise anders bewirtschaftet werden als eine Kakao-Monokultur. Wir arbeiten mit vielen Kleinbäuerinnen und -bauern zusammen. Und diese müssen alle in den Bewirtschaftungsmethoden der dynamischen Agroforstwirtschaft geschult werden. Das machen wir über die Berater, die bei KKFU arbeiten. Aber es ist eine Herausforderung, alle am Projekt beteiligten Kleinbauern zu erreichen, da sie sich teilweise in sehr abgelegenen Gebieten befinden und der Zugang zu ihnen eine Herausforderung darstellt.

HALBA anerkennt die Bedeutung der Diversifizierung des Einkommens der Bäuerinnen und Bauern für eine grössere Widerstandsfähigkeit. Der Fokus auf deren Zugang zu den Märkten ist dabei von zentraler Bedeutung. Könnten Sie die Strategien und potenziellen Lösungen erläutern, die HALBA anstrebt?
Wir fördern die Einkommensdiversifizierung vor allem durch die Einführung von dynamischen agroforstlichen Kakaoanbausystemen. In diesen Systemen wird Kakao als Hauptanbauprodukt zusammen mit Nahrungsmitteln (Kochbananen, Maniok), Obst (Avocados und Orangen) und Holz angebaut. HALBA setzt sich für den Kauf von Kakao ein, der in diesen Agroforstsystemen angebaut wird. Wir setzen uns aber auch für einen besseren Marktzugang für Nebenkulturen (wie Kochbananen, Maniok, Orangen und Avocados) ein. Deshalb wird bei KKFU ein Marketing- und Kommerzialisierungsmanager eingestellt (der in den ersten Jahren vom Sankofa-Projektpartner ITC bezahlt wird).

Video von Fairtrade Max Havelaar Schweiz über das Projekt (auf Englisch)


Involvierte Organisationen