Detail

Verbesserung der Lebensbedingungen von indigenen Bäuerinnen und Bauern

In diesem dreijährigen Projekt von Chocolat Stella Bernrain und APPTA lernten Bäuerinnen und Bauern, wie sie Biodünger herstellen und krankheitstolerante Kakaosorten züchten können. Ziel war es, die Produktivität der Kakaoernte für die kommenden Jahrzehnte zu steigern und damit die Lebensgrundlage dieser indigenen Bio- und Fairtrade-Bäuerinnen und -Bauern zu verbessern.

Um was es ging

Das sehr feuchte Klima im oberen Talamanca, Costa Rica, begünstigt das Wachstum und die Ausbreitung von Pilzkrankheiten wie Monilia und Phytophthora. Vor allem bei alten Kakaobäumen verdirbt ein grosser Teil der Schoten, bevor sie reif sind. Infolgedessen geben Kakaobäuerinnen und -bauern ihre Bäume oft auf, weil es sich nicht lohnt, sie zu pflegen. Darüber hinaus hat die jahrelange Ernte von Bio-Kakao und -Bananen, die ausschließlich auf dem natürlichen Nährstoffkreislauf beruhte, die Bodenfruchtbarkeit verringert und damit zu einem Rückgang der Produktivität in den letzten Jahren beigetragen.

Ort
Costa Rica
Dauer
2019-2022
Anzahl Begünstigte
100 Biobäuerinnen und Biobauern in zehn abgelegenen Gemeinden
Durchgeführt von
Chocolat Stella Bernrain (Schweiz)
Projektpartner
APPTA (Asociación de Pequeños Productores de Talamanca)
Budget
Total: CHF 180'000, SECOs Beitrag: CHF 90’000

Was Chocolat Stella Bernrain und APPTA gemacht haben

Das Projekt zielte darauf ab, die Kompetenzen der Bäuerinnen und Bauern in der Bewirtschaftung der Kakaobäume zu fördern, um die Ernte von Bio-Kakao und damit ihr Einkommen zu steigern. Um dies zu erreichen, hat das Projekt Folgendes getan:

  • Verteilung von produktiven und krankheitstoleranten Kakaosorten (CATIE) an die Bäuerinnen und Bauern. Die Pflanzen lieferte eine lokale Baumschule, die in einer früheren Phase des Projekts eingerichtet wurde.
  • Praktische Schulung der Bäuerinnen und Bauern in der vegetativen Vermehrung der neu erhaltenen Kakaosorten oder ihrer bestehenden Pflanzen, um die Gesamtzahl der Kakaopflanzen auf ihren Parzellen zu verjüngen und zu erhöhen.
  • Schulung auf Dorfebene in der Herstellung, Wartung und Anwendung von organischen, kostengünstigen fermentierten Biodüngern.

Was das Projekt erreicht hat

Während der dreijährigen Projektlaufzeit wurden:

  • Mehr als 30'000 Kakaopflanzen veredelt und in bestehende Kakaoparzellen eingepflanzt, um alte, unproduktive oder abgestorbene Bäume zu ersetzen oder um neue Parzellen anzulegen.
  • Fast 100 Bäuerinnen und Bauern haben die Praxis des Veredelns von Kakaopflanzen erlernt und übernommen und sind sich der veränderten Ausästungsmethoden im Vergleich zu nicht veredelten Bäumen bewusst.
  • In sechs der zehn Gemeinden wurden kleine Anlagen zur Herstellung von fermentiertem Biodünger errichtet, der sowohl für Kakao als auch für andere Nutzpflanzen verwendet wird.

Am Ende des Projekts beobachteten die Teilnehmenden bereits Verbesserungen in Bezug auf die Gesundheit und Produktivität ihrer Bäume, was sie auf den Biodünger, die neuen Sorten und ihre neu erworbenen betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten zurückführten. Als sie erkannten, dass eine Verbesserung ihres Kakaos möglich ist, gewannen viele von ihnen neue Motivation für die Arbeit auf den Kakaofarmen.

Vor fünf oder sechs Jahren haben wir jeweils auf gut Glück einen Kakaobaum gepflanzt. Entweder hatten wir Glück und die Pflanze trug viele Früchte. Oder wir hatten Pech, und es gab keinen Ertrag. Mit den neuen Kakaosorten und Anbautechniken haben wir dieses Problem nicht mehr. Jeder gepflanzte Setzling, der gross wird, trägt auch viele Früchte.

Don Hidalgo Zuñigo, Bauer aus San Vicente, Costa Rica

Was nicht klappte oder ungeplante Ergebnisse hatte

Ursprünglich war das Projekt nur für zwei Jahre geplant und sollte nicht nur in Costa Rica, sondern auch in Panama durchgeführt werden. Die Durchführung in Panama war jedoch nicht möglich, da die dortige Kooperative nicht genügend Kapazitäten für die Durchführung der Schulungen bereitstellte. Darüber hinaus wurde die ursprüngliche Zusammenarbeit mit der Kooperativen ohne Grenzen – Cooperativa Sin Fronteras (CSF) aus Deutschland eingestellt, da die Organisation ihr Büro in San José geschlossen hat.

In Costa Rica mussten die Gruppenschulungen aufgrund der umfangreichen COVID-19-Beschränkungen weitgehend durch individuelle Farmbesuche ersetzt werden. Dies machte eine Verlängerung des Projekts um ein Jahr erforderlich, die aus den entfallenen Kosten in Panama finanziert wurde. Durch diese Einzelschulungen wurde das Projekt in Costa Rica effektiver, und die Verlängerung ermöglichte es, die Auswirkungen des Projekts längerfristig zu beobachten.

Den Bäuerinnen und Bauern wurden produktive und krankheitstolerante Kakaosorten zur Verfügung gestellt, die von einer lokalen Kakaobaumschule geliefert wurden.

Die Bäuerinnen und Bauern lernten, wie man Kakaosetzlinge veredelt.

Dies ist ein erfolgreich veredelter Kakaobaum.

Die Bäuerinnen und Bauern lernten, wie sie aus organischem Material Dünger herstellen können. Der erste Schritt besteht darin, das Material zu zerkleinern.

Hier bereiten sich Bauern auf die Fermentation von Biodünger vor.

Dies ist eine Fermentationsanlage für Biodünger auf der Farm von einem der Begünstigten.

Mit diesem Projekt steigern die Bäuerinnen und Bauern ihre Ernte an Bio-Kakao und letztlich auch ihr Einkommen.

Interview mit Stella Bernrain über das Projekt

Monica Müller (CEO), inwiefern waren die Ansätze des Projekts neu und innovativ?

Die Techniken, in denen die Bäuerinnen und Bauern geschult wurden, sind im Allgemeinen nicht neu. Dennoch war unser Ansatz innovativ, da die Vermehrung der Kakaopflanzen und die Herstellung des Düngers auf Dorf- und Farmebene und nicht in zentralen Baumschulen stattfanden.

Was hat Stella Bernrain durch das Projekt gelernt?

Wir haben viel über Vermehrungs- und Veredelungstechniken gelernt, z. B. dass die Spaltpfropfung im Vergleich zur Rindenpfropfung viel erfolgreicher ist. Bei künftigen Projekten können wir auf dieses Wissen zurückgreifen. Wir haben auch festgestellt, dass wir nicht ausreichend in die Infrastruktur wie Sonnensegel und Wasserauffanganlagen in den Baumschulen auf den Farmen investiert haben. Dies ist eine weitere wichtige Lektion, die wir gelernt haben, um zukünftige Projekte effizienter zu gestalten.

Was empfehlen Sie anderen Akteuren, die ähnliche Projekte umsetzen?

Wir schlagen vor, die lokalen Partnerorganisationen von Anfang an in die Auswahl der Projektteilnehmenden – also die Gemeinden und die Bäuerinnen und Bauern – einzubeziehen. Denn es ist wichtig, dass sie ein Mitspracherecht und genügend Zeit für die Auswahl haben. Ausserdem empfehlen wir, das Personal bzw. das vor Ort tätige Team sorgfältig auszuwählen, da eine erfolgreiche Projektdurchführung weitgehend von ihnen abhängt.

Wie geht es nun weiter?

Unsere Zusammenarbeit mit APPTA wird fortgesetzt, das heisst, wir kaufen regelmässig ihren Kakao. Im Moment wird das Projekt seiner Dynamik überlassen. In ein bis zwei Jahren werden wir beurteilen, wie sich das Projekt entwickelt hat. Verwenden die Bäuerinnen und Bauern immer noch den fermentierten Biodünger und die verbesserten Sorten? Haben mehr Leute die neuen verbesserten Anbaupraktiken übernommen? Auf der Grundlage dieser Bewertung werden wir entscheiden, wie wir vorgehen, um die langfristige Nachhaltigkeit der Projektaktivitäten zu unterstützen.

Wie wird sichergestellt, dass die Erfolge langfristig wirken?

Dies ist sichergestellt, indem sich das Projekt vor allem auf die Verbreitung von Wissen und auf Praktiken konzentrierte. Diese ermöglichen es den Bäuerinnen und Bauern, ihre Produktion mit begrenzten Mitteln zu verbessern. Sie wissen nun, wie man Kakaopflanzen vermehrt, und können auf dieses Wissen noch viele Jahre lang zurückgreifen. Mit dem Biodünger verhält es sich ähnlich: Die Bäuerinnen und Bauern können ihn mit lokal verfügbaren, kostengünstigen Zutaten herstellen, abgesehen von einigen Mineralien, die gekauft werden müssen. Wir hoffen, dass APPTA die Leute bei Bedarf technisch und logistisch unterstützen wird, zusätzlich zum Kauf ihres Kakaos und anderer Erzeugnisse wie bisher.

Video von Chocolat Stella Bernrain über das Projekt


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