Detail

Das Cavally-Landschaftsprojekt

Das Cavally-Landschaftsprojekt in der Elfenbeinküste ist eine Multi-Stakeholder-Initiative, die Akteure aus dem privaten und öffentlichen Sektor zusammenbringt. Unter der Leitung der Earthworm Foundation und mit Unterstützung von Nestlé, Touton und Cocoasource zielt das Projekt darauf ab, die biologische Vielfalt der Landschaft zu erhalten, die Widerstandsfähigkeit der Bäuerinnen und Bauern zu stärken und die Transparenz der Kakao- und Kautschuklieferkette zu verbessern.

Um was es geht

Die Landwirtschaft, insbesondere die Kakao- und Kautschukproduktion, ist der stärkste Treiber der Entwaldung in der Elfenbeinküste. Der klassifizierte Wald von Cavally (67'541 ha) in der Cavally-Landschaft ist einer der letzten verbliebenen dichten Wälder des Landes. Er ist bedroht durch Kakao- und Kautschuk-Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die vor allem am Rande des Waldreservats leben und auf der Suche nach fruchtbaren Böden für neue Plantagen in das Schutzgebiet eindringen.

Um eine weitere Abholzung zu verhindern, muss sichergestellt werden, dass die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern rund um das Waldschutzgebiet resilient sind. Die Earthworm Foundation führt seit 2020 ein von Nestlé finanziertes Projekt durch. In der ersten Phase lag der Schwerpunkt auf der Wiederherstellung der Wälder, der Kakaoproduktivität und der Einkommensdiversifizierung sowie auf der Erforschung von Landnutzung und Landnutzungsänderungen mithilfe der Starling-Satellitenüberwachung.

In der zweiten Phase, die im Juli 2023 beginnt, werden die Aktivitäten der ersten Phase ausgeweitet und auf Kautschukbäuerinnen und -bauern ausgedehnt. Durch die Zusammenarbeit mit einem breiten Spektrum von Akteuren sowohl aus dem Kakao- als auch aus dem Kautschuksektor sollen die Entwaldung gemeinsam gestoppt und die Armut bekämpft werden, ohne die Probleme lediglich von einem Sektor auf den anderen zu verlagern.

Ort
Elfenbeinküste
Dauer
2023-2026
Anzahl Begünstigte
5'000 Bäuerinnen und Bauern
Durchgeführt von
Earthworm Foundation
Projektpartner
Nestlé, Cocoasource, Touton
Budget
Total: CHF 4 Mio., SECOs Beitrag: CHF 560’000

Was unternommen wird

In dieser zweiten Projektphase wird die Earthworm Foundation in enger Zusammenarbeit mit ihren Partnern die folgenden Aktivitäten durchführen:

Verhinderung der Abholzung und Regeneration des Ökosystems
  • Einrichtung und Erhaltung der nicht-natürlichen Grenzen des Cavally Waldreservats (11 km)
  • Wiederherstellung von 3'000 Hektar Land (1'500 Hektar aus Phase I erhalten und 1'500 Hektar in Phase II gepflanzt)
  • Einsatz von gemischten Patrouillen (von den Gemeinden und der Forstentwicklungsbehörde der Elfenbeinküste SODEFOR) zur Förderung der natürlichen Regeneration von 3'357 Hektar
  • Erneuerung des Bewirtschaftungsplans für den klassifizierten Wald von Cavally
Stärkung der Resilienz der Bäuerinnen und Bauern
  • Zusammenarbeit mit 1'160 Bäuerinnen und Bauern in Bezug auf Einkommens- und Anbaudiversifizierung, einschliesslich 180 Leute, die derzeit in das Reservat eindringen, und 500 Personen, die in Phase I beobachtet wurden
  • Unterstützung von 900 Frauen bei der Überwindung von Hindernissen beim Zugang zu Finanzmitteln durch die Gründung von 30 dörflichen Spar- und Darlehensgruppen (Village Saving and Loan Associations – VSLA) und Aufrechterhaltung der 10 VSLAs, die in Phase I gegründet wurden
  • Zusammenarbeit mit 1'200 Bäuerinnen und Bauern (mit einer Fläche von ca. 3'600 Hektar) zu klimagerechten landwirtschaftlichen Praktiken (climate-smart agricultural practices – CSA)
  • Unterstützung von 300 Bäuerinnen und Bauern bei der Nutzung von Agroforstsystemen in ihren Betrieben (1'070 Hektar)
Bekämpfung von Kinderarbeit
  • Unterstützung von 5'000 Familien durch die Ausstellung von Geburtsurkunden für 10'000 Kinder oder ähnliche Abhilfe
Aufbau einer transparenten und rückverfolgbaren Lieferkette für Kakao und Kautschuk
  • Identifizierung von Gebieten mit hohem Kohlenstoffbestand (High Carbon Stock – HCS) oder hohem Naturschutzwert (High Conservation Value – HCV) in der Landschaft und Gewährleistung einer kontinuierlichen Satellitenüberwachung
  • Sicherstellung der vollständigen Rückverfolgbarkeit aller Rohstoffe, die vermarktet werden und mit dem Projekt in Verbindung stehen
  • Sicherstellen, dass die Bäuerinnen und Bauern Zugang zu transparenten Preisen und Anreizsystemen haben
  • Einrichtung von Kommunikationskanälen und Beschwerdemechanismen zwischen den Beteiligten

Wie lokale Organisationen und Behörden in das Projekt eingebunden sind

Wesentlich für das Projekt ist ein kooperativer Ansatz, der ein breites Spektrum an lokalen Organisationen und Behörden zusammenbringt. Auf höchster Ebene wird das Projekt von der Regierung von Côte d'Ivoire über das MINEF (Ministère des Eaux et Forêts) und die SODEFOR (Société de Développement des Forêts) unterstützt, die das Projekt gemeinsam mit der Earthworm Foundation und Nestlé initiiert haben.

Aber auch viele andere Akteure sind beteiligt. In den Lenkungsausschüssen des Projekts sind Organisationen wie die Wild Chimpanzee Foundation (WCF) und das OIPR (Office Ivoirien des Parcs et Réserve) vertreten, die zu den wichtigsten Interessengruppen gehören, die am Schutz des Cavally Forests beteiligt sind. Lokale Kooperativen, deren Mitglieder in der Landschaft Kakao und Kautschuk produzieren, sind ebenfalls Teil des lokalen technischen Verwaltungsausschusses.

Ausserdem wird mit der ICI Foundation zusammengearbeitet, um das Problem der Kinderarbeit zu bekämpfen, mit dem Internationalen Forschungszentrum für Agroforstwirtschaft (ICRAF) für technisches Fachwissen und mit dem Centre Suisse de Recherches Scientifiques en Côte d'Ivoire (CSRS) für Biomonitoring.

Aber über diese Kooperationen hinaus, und das ist das Wichtigste, wird im Rahmen des Projekts Hand in Hand mit den lokalen Gemeinschaften zusammengearbeitet, die die ersten Hüter des Waldes sind und ohne die diese Arbeit nicht möglich wäre.

Menschen gehen durch den Cavally-Wald

Der klassifizierte Wald von Cavally ist einer der letzten verbliebenen dichten Wälder des Landes. Dieses Projekt bringt Akteure aus dem privaten und öffentlichen Sektor zusammen, um die biologische Vielfalt der Landschaft zu erhalten und eine weitere Abholzung zu verhindern.

EF Team mit Bauern der Cavally-Region

Die Projektpartner arbeiten nicht nur mit Kakaobäuerinnen und -bauern zusammen, sondern auch mit Interessengruppen aus dem Kautschuksektor. Auf diese Weise wollen die Projektpartner Probleme wie Abholzung oder Kinderarbeit nachhaltig lösen, ohne die Probleme zwischen den Sektoren zu verschieben.

Menschen in der Cavally-Baumschule

Unter anderem werden 1'200 Bäuerinnen und Bauern, die rund 3'600 Hektar bewirtschaften, in klimagerechten Landwirtschaftsmethoden (CSA) geschult, um ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, und 3'000 Hektar Land werden regeneriert.

Der Cavally-Wald in der Elfenbeinküste

Darüber hinaus wird die Rückverfolgbarkeit aller Rohstoffe gefördert, die in Verbindung mit dem Projekt vermarktet werden, und alle Kakaokäufer in der Cavally-Landschaft werden aufgefordert, ihre Einkaufsstrategien zu überprüfen. Auf diese Weise wird weiter auf eine abholzungsfreie Kautschuk- und Kakao-Lieferkette hingearbeitet.

Was das Projekt erreichen soll

Da das Projekt sowohl den Kakao- als auch den Kautschuksektor betrifft, sollen die folgenden Ergebnisse für die Cavally-Landschaft erzielt werden:

Erstens wird die Rentabilität der Kakao- und Kautschukfarmen verbessert, was die Notwendigkeit, in geschützte Waldgebiete einzudringen, verringern wird. Zweitens wird die direkte Einbindung von Gemeindemitgliedern in Patrouillen und Pflanzungen ihr Verantwortungsgefühl für den Waldschutz stärken und gleichzeitig die Einkommensdiversifizierung fördern.

Dies wird zu einem besseren Verständnis der positiven Auswirkungen von Wiederaufforstung und nachhaltigen Anbaumethoden innerhalb der lokalen Gemeinschaft führen. Nicht zuletzt wird die Kartierung der landwirtschaftlichen Betriebe dazu beitragen, den im Waldreservat erzeugten Kakao und dessen Verbreitung in den Lieferketten zu ermitteln. Die Aufforderung an alle Kakaokäufer in der Cavally-Landschaft, ihre Einkaufsstrategien zu überprüfen, wird einen weiteren Beitrag zu einer abholzungsfreien Lieferkette leisten.

Foto von Gnangoran Gnamba

Im Gegensatz zu früheren Aufforstungs- und Baumpflanzungsaktionen werden bei diesem Projekt die lokalen Gemeinschaften einbezogen und alle versuchen, den Wald auf ihre Weise zu schützen. Ausserdem haben wir eine ganzheitliche Analyse durchgeführt, um zu verstehen, warum die Menschen in den Wald gehen, was für die Suche nach nachhaltigen Lösungen entscheidend ist. Das ist es, was mir an unserer Arbeit gefällt.

Gnangoran Esther Gnamba, lokale Projektmitarbeiterin, Earthworm Foundation

Wie sichergestellt wird, dass das Projekt langfristig wirkt

Das Projekt zielt darauf ab, die Fähigkeiten einzelner Bäuerinnen und Bauern und Gemeinschaften in Bezug auf wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit, Zugang zu Finanzmitteln, Umweltschutz und landwirtschaftliche Praktiken zu verbessern. Durch den Ausbau von Wissen und Fähigkeiten, die unter Gleichgesinnten ausgetauscht und an künftige Generationen weitergegeben werden können, will das Projekt die ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit des Sektors in grossem Massstab verbessern.

Darüber hinaus ist die Einbeziehung der Akteure der Versorgungskette in das Projekt der Schlüssel zu dessen Nachhaltigkeit. Die Geschäftsbeziehungen werden über die Dauer des Projekts hinaus bestehen bleiben, ebenso wie alle Aktivitäten, die diese Akteure gemeinsam entwickelt haben. Darüber hinaus erhöht die Zusammenarbeit mit staatlichen Strukturen und Organisationen das Potenzial, dass Massnahmen und Praktiken auch nach der Projektlaufzeit weitergeführt werden.


Involvierte Organisationen